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Marianne Pfister, Geschäftsführerin Spitex Schweiz

Vorwort

Das Coronavirus hat uns gefordert und gestärkt

Die Welt ist seit Corona nicht mehr die gleiche wie vorher. Die Gesellschaft wurde und wird immer wieder herausgefordert. Nebst Corona war ein anderes Wort plötzlich in aller Munde: Systemrelevanz. Die Pflege ist und bleibt systemrelevant, das ist nun allen bekannt. Und: die Spitex ist wichtiger denn je, das hat die Pandemie gezeigt.

Spitäler werden entlastet

Die Spitex-Organisationen leisten seit März 2020 gemeinsam mit Hausärzten, Spitälern, Heimen, Apotheken und weiteren Akteuren in der ganzen Schweiz einen wichtigen Beitrag, um die Corona-Pandemie zu bewältigen. Unsere Fachpersonen versorgen tagein, tagaus in der ganzen Schweiz Menschen mit oder ohne Covid-19 zu Hause und entlasten so die Spitäler.

Infiziert und dennoch zu Hause gepflegt

Wir nahmen präventive Aufgaben wahr, pflegten an Covid-19 erkrankte Klientinnen und Klienten und kümmerten uns um deren Genesung nach der Erkrankung oder nach dem Spitalaufenthalt und stellten so die Nachsorge zu Hause sicher. Weiter trug die Spitex dazu bei, die Verbreitung des Virus einzudämmen, indem sie durch entsprechende Schutzmassnahmen ihre Mitarbeitenden und ihre Klienten stets schützte und immer darauf achtete, dass die Klienten die Hygienemassnahmen korrekt umsetzten. Unsere Fachpersonen kennen den Gesundheitszustand der Klienten, waren stets wachsam auf beginnende Covid-19-Symptome und trafen mit dem Arzt die nötigen Massnahmen, damit ein Spitaleintritt möglichst verhindert werden konnte. Sie pflegten und überwachten die an Covid-19 erkrankten Menschen zu Hause, auch in einer palliativen Situation.

Durch die behördlich angeordneten Kontakteinschränkungen waren die Spitex-Mitarbeitenden oft die einzigen Kontaktpersonen und boten den Klienten durch die meist täglichen Besuche (je nach Situation mehrmals täglich) auch in der Pandemie Sicherheit. Das war möglich, obwohl die Spitex-Organisationen selbst zusätzlich gefordert waren. In der ersten Welle fehlte das Schutzmaterial und in der zweiten Welle waren die Organisationen zusätzlich mit Personalengpässen konfrontiert. Mitarbeitende aus Risikogruppen konnten nicht arbeiten oder andere mussten selbst in Quarantäne oder Isolation gehen. Diese Umstände erhöhten den Arbeitsdruck zusätzlich.

Gut vernetzt und eingebunden

Während die Kantonalverbände die Spitex-Interessen rund um Covid-19 in den kantonalen Koordinations- und Krisenstäben vertraten, setzte sich Spitex Schweiz mit allen Kräften dafür ein, dass die Anliegen der Spitex im Parlament, beim BAG oder der GDK Gehör fanden. Wir forderten, dass Spitex-spezifische Merkblätter auszuarbeiten seien, dass die Spitex mit genügend Schutzmaterial einzudecken sei, die Covid-bedingten Zusatzkosten vollumfänglich zu übernehmen seien und das Spitex-Personal raschen Zugang zu Tests und Impfungen haben solle.

Das Zusammenspiel der Fachpersonen an der Front und die Verbandsarbeit auf nationaler und kantonaler Ebene waren zentral, um während der Pandemie eine umfassende Versorgung für unsere Klientinnen und Klienten zu Hause zu gewährleisten und bestmögliche Unterstützung für unsere Mitarbeitenden zu leisten. Dank der Bereitschaft und Flexibilität aller Beteiligten konnten wir die enorme Herausforderung meistern.

So war auch eine gute Zusammenarbeit unter den Leistungserbringern und deren Verbänden wichtig. Durch die Pandemie sind die Leistungserbringer wie Spitex, Hausärzte, Spitäler und Heime näher zusammengerückt, die interprofessionelle und koordinierte Zusammenarbeit über die Behandlungskette hinweg war unabdingbar und wurde gestärkt. Denn für eine Pandemiebewältigung braucht es alle.

An dieser Stelle soll nochmals allen Mitarbeitenden an der Front für den enormen Einsatz gedankt werden. Ein Dankeschön gilt unter anderem auch den Partnerverbänden Curaviva Schweiz, mfe, H+, ASPS und Senesuisse sowie den Behörden BAG, GDK und VBS für die gute Zusammenarbeit. Besonders gefreut haben uns die anerkennenden und interessierten Besuche von Bundesrätin Simonetta Sommaruga und Bundesrat Alain Berset bei den Spitex-Organisationen in Luzern und Bern.

Die Pandemie wird uns 2021 weiter beschäftigen. Niemand weiss, wo sich die Ziellinie genau befindet und wann dieser Lauf enden wird. Doch wir werden auf unsere wertvolle Erfahrung vom 2020 zurückgreifen können.

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