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Esther Bättig, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Grundlagen und Entwicklung,
Fokus Pflegequalität und Prozesse
Cornelis Kooijman, Leiter Ressort Grundlagen und Entwicklung

Qualität / eHealth

Erfolgreiche Ablösung von RAI-HC durch interRAI HCSchweiz

Bereits 350 Spitex-Organisationen wenden die neuen interRAI-Instrumente täglich an. Der Spitex-Datenpool HomeCareData kann die Daten der neuen Instrumente verarbeiten und wird kontinuierlich durch eine grössere Anzahl von Spitex-Organisationen genutzt.

Erfreulicher Rollout der neuen interRAI-Instrumente

Im Jahr 2020 konnten die interRAI-Module bei weiteren Spitex-Software-Anbietern zertifiziert werden. Bis Ende 2020 waren bis auf zwei alle bestehenden Software-Anbieter zertifiziert, neue kommen dazu. Eine Umfrage bei den zertifizierten Anbietern hat gezeigt, dass Ende 2020 bereits 350 Spitex-Betriebe das neue Modul interRAI HCSchweiz (und in 130 Fällen auch das interRAI CMHSchweiz Community Mental Health) in Betrieb haben. Der Rollout des neuen Instruments verläuft sehr erfreulich. Ab Mitte Jahr hatten die Fragen rund um die Anwendung der Abklärungshilfen (CAPs) und Skalen von Spitex-Fachpersonen zugenommen, ein Anzeichen, dass sich die Spitex-Organisationen vertieft mit dem neuen Instrument auseinandersetzten. Insbesondere das eLearning-Tool – aufgrund der Covid-19-Situation waren kaum Präsenz-Updateschulungen möglich – und auch die Website www.spitex-bedarfsabklaerung.ch waren hilfreiche Instrumente für viele Anwender/-innen. Der Austausch mit den interRAI-Ausbildner/-innen und die ERFA-Treffen der HomeCareData-Nutzer/-innen fanden im abgelaufenen Jahr digital per E-Mail, Telefon und Videokonferenz statt.

Steigende Nutzung von HomeCareData und neue Qualitätsindikatoren

Die Ablösung vom RAI-HC durch interRAI HCSchweiz hat einen positiven Effekt auf die Nutzung von HomeCareData (HCD). Dazu trägt sicherlich das neue Lizenzierungs-Modell bei, welches die Nutzung des Instruments wie auch dasjenige von HCD umfasst. Mittlerweile transferieren mehr als ein Viertel der Nonprofit-Spitex-Organisationen ihre anonymisierten Daten in HCD, und die Zahlen steigen kontinuierlich. Ebenso nimmt das Interesse vieler kantonaler Behörden am Spitex-Datenpool zu.

Ein neues Instrument zur Bedarfsabklärung führt zwingend auch zu aktualisierten und neuen Qualitätsindikatoren. In mehreren Workshops wurden die neuen Qualitätsindikatoren (basierend auf dem interRAI HCSchweiz) im Rahmen des NFP-74-Projektes «Bessere Daten zur Qualität der häuslichen Pflege (Spitex)» von Expertinnen und Fachpersonen aus der Spitex-Praxis evaluiert und definiert. Erste Berechnungstests konnten durchgeführt werden. Im Jahr 2021 wird die Programmierung in HCD umgesetzt.

Das EPD kommt, wenn auch verspätet

Die auf den 15. April 2020 vorgeschriebene Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD) hat sich verzögert. Erst Mitte Dezember 2020 wurde das erste zertifizierte elektronische Patientendossier am Kantonsspital Baden im Kanton Aargau eröffnet. In der Spitex, die heute gemäss der Bundesgesetzgebung nicht verpflichtet ist, mit dem EPD zu arbeiten, geht es nun darum, die Prozesse zur Anbindung ans EPD zu definieren. Unterstützung bietet dabei ein Leitfaden, den Spitex Schweiz basierend auf einem Leitfaden von Curaviva Schweiz erarbeitet hat. Dieser soll Anfang 2021 dreisprachig erscheinen. In diesem Leitfaden zeigt sich, dass insbesondere auch die Business-to-Business-(B2B)-Lösungen einen Mehrwert für die Spitex-Organisationen haben werden. Ende 2020 konnten auch die ersten Tests zur elektronischen Bedarfsmeldung im Rahmen des SHIP-Connector mit Spitex-Organisationen, Versicherern und Hausärzten durchgeführt werden. Die flächendeckende Einführung ist für 2021 geplant.